Rücktritt – Ein Jahr danach

Unsere Bewertung der Entwicklung im Bistum Limburg
ein Jahr nach der Annahme des Amtsverzichts unseres
Bischofs F.P. Tebartz-van Elst durch Papst Franziskus I.
am 26.3.2014

Ein Journalist stellte unserer Laieninitiative drei Fragen zu diesem traurigen Anlass. Lesen Sie hier die Fragen und unsere Antworten:

1
Was hat sich nach Ihrer Einschätzung seitdem
im Bistum zum Positiven gewendet?

Positiv ist, dass im Sommer letzten Jahres das Vermögen und die Verpflichtungen des Bistums, des Domkapitels, der Schulstiftung und – soweit das möglich war – des Bischöflichen Stuhls offengelegt wurden. Das könnte der erste Schritt sein zu der von Papst Benedikt in dessen denkwürdiger Rede im Freiburger Konzerthaus (2011) geforderten „Entweltlichung“ der Kirche: „Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben.“ Es könnte sein und steht zu hoffen, dass Papst Franziskus, diesen Plan Benedikts in die Tat umsetzt.

Papst Benedikt hat aber auch deutlich gemacht, dass dies nicht nur den Klerus betrifft. Er zitierte in seiner Rede die Antwort der seligen Mutter Teresa auf die Frage eines Journalisten, was sich ihrer Meinung nach als erstes in der Kirche ändern müsse: „Ihre Antwort war: Sie und ich!“

Deshalb müssen wir uns alle die Frage stellen nach der Angemessenheit unseres eigenen Lebensstiles und nach unseren Möglichkeiten, denen materiell zu helfen, die dieser Hilfe bedürfen. Mit dem Finger auf das Diözesane Zentrum St. Nikolaus / Limburger Domberg zu zeigen und auf die angeblich zu große Bischofswohnung (womöglich noch nach dem Motto des Pharisäers: „Ich danke Dir, Gott, dass ich nicht so bin wie dieser Bischof“), war und bleibt unangemessen.

2
Welche Chancen wurden verpasst?

1. Die Chance zum Dialog mit allen Seiten: Wir, die stets auf die tieferen Ursachen der Krise hingewiesen hatten (Barbara Wieland hat zu Recht gesagt, dass es in diesem Bistum „unterschiedliche Vorstellungen von Kirche gibt“), wurden vom Apostolischen Administrator nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen. Stattdessen hat er sich nach einigen Monaten u.a. bei den Bischofsgegnern bedankt für die gute Zusammenarbeit. Wir vermissen bitter die offene, selbstkritische Aufarbeitung durch die Vielzahl der Akteure und Mitläufer beim großen Bischofsmobbing. Da diese Selbstkritik öffentlich nicht ansatzweise erfolgte, fehlen die einfachsten Voraussetzungen für den schmerzlich vermissten Neuanfang und die Wende zu neuem Vertrauen. Katholisch gesagt: ohne Reue und Schuldbekenntnis ist kein Freispruch, keine Erlösung möglich.

2. Es wäre zumindest konsequent gewesen, es auch beim Domkapitel nicht mit einer Entschuldigung bewenden lassen, sondern hier einen personellen Neuan-fang (durch Rücktritte, wie beim Bischof) vorzunehmen.

3. Verpasst wurde schließlich auch die Gelegenheit zum sichtbaren Zeugnis christlicher Barmherzigkeit mit Bischof Tebartz, der für seine Fehler um Verzeihung gebeten hat. Ein gemeinsames öffentliches Auftreten, etwa die gemeinsame Feier von Gottesdiensten im Dom, hätte glaubwürdig die Lehre der Kirche bezeugt, nach der jedem vergeben wird, der seine Fehler bereut und umkehrt.

3
Was gilt es nach Ihrer Einschätzung noch unbedingt anzupacken?

Für uns ist die konsequente Orientierung des Bistums an der Lehre der Kirche, insbesondere an den Konzilstexten maßgebend. Diesbezügliche pastorale und liturgische Wildwüchse, gegen die Bischof Tebartz-van Elst (mutiger als andere Bischöfe) vorging, waren der eigentliche Grund des Hasses gegen ihn und zuletzt der Grund seiner Vertreibung; sie wuchern nun zum Schaden der Kirche vermehrt weiter.

Für die betroffenen Personen, denen Bischof Tebartz seinerzeit kritisch oder disziplinarisch begegnete, wurde ein Klagetelefon eingerichtet. Ohne die Fälle sorgfältig zu untersuchen setzte man voraus, dass es sich immer um ein Fehlverhalten des Bischofs handelte. Solch indiskutabel selbstgerechte Unsachlichkeit stellen wir kategorisch in Frage. So geht es gar nicht!

Unbedingt erforderlich ist dagegen eine konsequente Untersuchung aller dieser Konflikte durch autorisierte Vertreter des Lehramtes und der zuständigen Kirchenbehörden, bei der nicht nur die erwähnten Klagen, sondern selbstverständlich an erster Stelle die pastorale Argumentation des Bischofs zu bedenken ist. Wie bei der Baumaßnahme auf dem Domberg müssen die Ergebnisse dieser Untersuchung in einem Bericht veröffentlicht werden. Darin ist die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der bischöflichen Eingriffe nachzuweisen. Wir sind davon überzeugt, dass diese Eingriffe in der Sache dringend notwendig waren und aus Sorge über die Entwicklung der Kirche im Bistum vorgenommen wurden. Allein zuständig für eine abschließende Beurteilung kann aber nur eine autorisierte und qualifizierte Untersuchungskommission sein, die weder in diözesanen Beziehungen, noch in solchen der DBK vernetzt ist. Nur auf der Grundlage ihres Berichtes und auf ebenso transparenter Basis wie bei den Baufragen, kann ein Neuanfang im Bistum Limburg wirklich gelingen.

Es sieht derzeit leider nicht danach aus, dass der Apostolische Administrator sich für eine entsprechende Untersuchung einsetzt. Solange sie nicht erfolgt, wird die Wunde weiter schwären, Gott sei es geklagt. Man ruft „Friede, Friede“ – und es ist doch kein Frieden. Die Kirche Christi im Bistum Limburg ist krank. Wo sind die Ärzte?

V.i.S.d.P.: Michael Schmitt, Sprecher der Laieninitiative
Una Sancta Catholica – LAIEN FÜR KONZIL UND LEHRAMT“,
Habsburgerallee 21, 60385 Frankfurt

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